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Meerwasseraquaristik

In der Meerwasseraquaristik werden Fische und wirbellose Tiere gepflegt, die in der Natur in Ozeanen und Binnenmeeren zu Hause sind. Der durchschnittliche Salzgehalt im Meerwasser liegt bei ca. 3,4 %, ist aber in verschiedenen Regionen unterschiedlich. In der Ostsee liegt der Salzgehalt zwischen 0,3 und 1,8 Prozent und im Schwarzen Meer bei 1,7 %. Im Roten Meer ist der Salzghalte dagegen mit etwa 4 % höher. Der Salzgehalt im Meerwasseraquarium muss an die Ansprüche der gepflegten Tierarten angepasst sein.

Riffaquarien sind die am weitesten verbreitet Form der Meerwasseraquarien. Darin werden Korallen (Steinkorallen, Weichkorallen), Anemonen, Fische und verschiedene Wirbellose (Seesterne, Seeigel, Würmer, Garnelen) gepflegt. Gute Filtertechnik, Strömungspumpen und leistungsstarke Lampen machen es möglich echte Korallen im Aquarium zu pflegen. Die kleinen Korallenpolypen leben oft in Symbiose mit Algen, die sie mit einem Teil ihres Engerie- und Zuckerbedarfs versorgen. Damit das funktioniert, muss ein Riffaquarium aussreichend stark und täglich lange genug belichtet werden.
Korallen sind Nesseltiere. Es handelt sich um kleine, achtarmige Polypen, die große Kolonien bilden. Sie sind maßgeblich am Aufbau der Kalkablagerungen in Korallenriffen beteiligt. Es gibt verschiedene Gruppen.
Weichkorallen haben kein festes kalkiges Skelett. Sie bilden lediglich kleine Kalknadeln zur Festigung ihrer Körper. Zu den Weichkorallen gehören unter anderem die Lederkorallen, Hornkorallen (Gorgonien) und die Bäumchen-Weichkorallen. Die Pflege von Weichkorallen ist relativ einfach. Man findet sie zusammen mit Fischen in vielen Riffaquarien.

Riffaquarium mit Weichkorallen

Riffaquarium mit Weichkorallen, gelben Hawai-Doktorfischen, Juwelen-Fahnenbarschen und Blau-Gelben Zwerkaiserfischen.


Steinkorallen sind in der Pflege sehr anspruchsvoll. Sie brauchen stabile Wasserwerte und sollten erst eingesetzt werden, wenn das Riffaquarium nach etwa einem Jahr gut eingelaufen ist. Die Haltung von Steinkorallen ist erst möglich, seit Anfang der 1990er die Filter- und Lichttechnik weit genug entwickelt wurde, um den Ansprüchen dieser sessilen Blumentiere gerecht zu werden.
Besonders die Arten mit kleinen Polypen vertragen nur geringe Konzentrationen von Nitrat und Phosphat. Der Nitratwert sollte unter 20 mg/l liegen und der Phosphatwert unter 0,1 mg/l. Bei einem zu hohen Nährstoffangebot verlieren sie zunächst ihre bunte Farbe und werden braun. Das Wachstum ist gestört und es kann zu Gewebeschäden kommen. Die verschiedenen Arten sind jedoch unterschiedliche empfindlich. Außerdem brauchen Steinkorallen viel Calcium und Magnesium für den Aufbau ihrer Struktur. Der Salzgehalt des Wassers darf nicht schwanken. Zusätzlich hat jede Steinkorallenart ein enges Temperaturoptimum. Wird das Wasser zu warm oder zu kalt, werden die symbiotischen Algen ausgestossen (Korallenbleiche).

Steinkorallen im Great Barrier Reef

Steinkorallen im Great Barrier Reef.


Seeanemonen sind halb-sessile Nesseltiere. Sie haften sich an einer Unterlage fest, können aber wandern, wenn ihnen der Standort nicht mehr zusagt. Seeanemonen werden auch als Seerosen, Seenelken oder Aktinien bezeichnet.
Im Gegensatz zu den Korallen leben sie solitär und bilden keine Kolonien. Sie bilden weder Kalkskelett noch Kalknadeln aus. Jede Anemone ist ein einzelnes Tier mit zahlreichen, meist unverzweigten Fangarmen, einer Mundöffnung und einer Verdauungskammer. Anemonen sind an verschiedenen Symbiosen beteiligt. Einsiedlerkrebse heften sich kleine Anemonen auf ihre Gehäuse. Größere Anemonen beherbergen Anemonenfische oder Garnelen.
Manche Arten leben von Plankton, andere fangen Fische oder Wirbellose.
Glasrosen sind Seeanemonen der Gattung Aiptasia. Sie vermehren sich sehr stark und verdrängen mit ihrem Nesselgift Korallen. Sie gehören zu den am schwersten zu bekämpfenden Schädlingen im Riffaquarium.

Seeanemone mit Anemonenfisch

Anemone und Clarks Anemonenfisch


Die Fische im Riffaquarium besiedeln auch in der Natur Riffe. Es gibt viele verschiedene, sehr farbenprächtige Arten. Sehr bekannt sind zum Beispiel Anemonen-Fische (Clown-Fische), Doktorfische (z. B. Paletten-Dorktorfisch), Picasso-Drückerfisch, Kugelfische, Kaiserfische und der Rotfeuerfisch. Bei der Vergesellschaftung der Tiere im Riff-Aquarium ist es wichtig die Lebensgewohnheiten, Revierverhalten und die Nahrungsansprüche der Tiere zu rücksichtigen.

Picasso-Drueckerfisch

Unverwechselbar: Picasso-Drückerfisch


Ein Nanoriffaquarium ist ein Riffaquarium mit maximal 60 Litern. Darin werden kleine, anspruchslose Tiere gehalten.

Eine andere Form von Meerwasseraquarium ist das Nordsee- oder Ostsee-Aquarium. Die Tiere und Pflanzen von Nord- und Ostsee sind nicht im Handel zu bekommen und sie brauchen ganzjährig kühle Temperaturen von etwa 10 °C im Winter und maximal 20 °C im Sommer. Um eine geeignete Wassertemperatur zu halten, sind Kühlaggregate notwendig, die in der Anschaffung und im Betrieb sehr kostenintensiv sind. Dazu kommt, dass unsere heimischen Meerestiere nicht so farbenfroh sind wie die bunten Riffbewohner der warmen Meere.
Darum sind private Nordsee- oder Ostsee-Aquarien selten. Es gibt sie jedoch in vielen öffentlichen Schauaquarien.
Neben vielen Fische (z. B. Dorsch, Flunder, Goldbrasse, Seeteufel, Aalmutter, Knurrhahn, Wolfsbarsch, Seepferdchen), werden auch Krebstiere (Garnelen, Taschenkrebse, Hummer), Anemonen, Seesterne, Seeigel, Muscheln und Schnecken in den kalten Meeresaquarien gehalten.

Kuckuckslippfisch

Der Kuckuckslippfisch gehört zu den wenigen bunten Fischen der Nordsee.


Im Mittelmeeraquarium werden Tiere und Pflanzen aus dem Mittelmeer gepflegt. Auch diese sind nicht oder nur sehr selten bei Händlern zu bekommen. Sie vertragen höhere Temperaturen (bis 24 °C) als die Tiere aus den kalten Meeren. Trotzdem kann es nötig sein ein Kühlaggregat für besonders warme Sommer zu haben.
Mittelmeeraquarien sind in den letzten 15 Jahren bei privaten Haltern sehr selten geworden. Auch in öffentlichen Schauaquarien findet man nur selten Tiere aus dem Mittelmeerraum (z. B. Deutsches Meeresmuseum Stralsund).

Im Mangrovenaquarium werden zum Beispiel Schlammspringer, Mangrovenkrabben oder Winkerkrabben gehalten.
Es handelt sich um Meerwasswer- oder Brackwasseraquarien mit wechselndem Wasserstand und einem Landteil.
Das Becken kann zum Beispiel mit Mangrovensetzlingen bepflanzt oder mit Wurzelholz und Steinen dekoriert werden.

Schlammspringer im Mangroven-Aquarium

Schlammspringer im Mangroven-Aquarium.


Vergleichbar sind Gezeitenaquarien, die Uferbereiche von kühlen Meeren (z. B. Wattenmeer) oder warmen Meeren nachbilden.

Tiefseeaquarium sind sehr speziell und nur in wenigen öffentlichen Aquarien zu sehen. Beispielsweise hat das Zooaquarium Berlin Chimären, die in er Tiefe von 200 bis 2600 Metern zu Hause sind.
Im Multimar Wattforum in Tönning kann man Wolfsbarsche sehen, die bis in 500 Meter Wassertiefe vorkommen. Außerdem gibt es dort Kaltwasserkorallen, die in der Natur bei Wassertemperaturen von 4 bis 13 °C in Tiefen zwischen 40 und 3.000 Metern leben.
Tiefseetiere sind an den hohen Wasserdruck und die Dunkelheit in große Wassertiefen angepasst. Viele haben Leuchtorgane und fluoreszieren.

Seewolf

Der Gefleckte Seewolf kommt bis in Tiefen von 600 Metern vor. Den Langstacheligen Seeigel findet man bis in 100 Meter Tiefe.

Gut zu wissen!

Nur etwa 5 % der Aquarianer beschäftigen sich mit Meerwasseraquaristik. Die meisten Meerwasseraquarien sind Riffaquarien mit bunten, tropischen Fischen und Korallen. Sie werden beheizt, damit sie das ganze Jahr über die richtige Temperatur haben. Seltener werden Tiere aus kühlen Meeren gepflegt. Sie sind zwar sehr interessante Pfleglinge, aber weniger farbenfroh und für sie muss das Wasser gekühlt werden, was kostenindensiver und energieaufwändiger ist, als zu heizen.
Die Kosten für die Anschaffung und den laufenden Betrieb eines Meerwasseraquariums sind höher als bei einem Süßwasseraquarium. Meerwasseraquarianer rechnen inklusive Besatz als Faustregel mit Anschaffungskosten von ca. 10 € pro Liter Beckenvolumen. Ein neues 250 Liter-Meerwasseraquarium kostet inklusive Unterschrank und Beleuchtung zwischen 800 und 1500 €. Dazu kommen Strömungspumpe (ca. 100 €), Heizer (ca. 20 €) und Abschäumer (ca. 150 €). Nach einer Faustformel werden bei der Einrichtung 1 kg Lebendgestein pro 10 Liter Wasser in Riffaquarien eingesetzt. Für ein 250-Liter Aquarium benötigt man darum ca. 25 kg Lebendgestein, das je nach Herkunft (Karibik, Indonesien, Australien) ca. 300 bis 600 € kostet. Das Salzwasser für das Aquarium muss künstlich hergestellt werden. Dazu wird destilliertes Wasser oder Osmosewasser mit speziellem Meersalz für Aquarien angesetzt. Eine Osmoseanlage schlägt in der Anschaffung mit etwa 80 bis 120 € zu Buche. Das Meersalz für die erste Befüllung des 250 Liter-Beckens ist mit etwa 20 € recht günstig. Ohne den Besatz kostet ein Meerwasseraquarium mit 250 Litern Volumen also in der Anschaffung rund 1500 bis 2500 €. Das sind 6 bis 10 € pro Liter. (zum Vergleich: bei Süßwasseraquarien sind es 2,5 bis 3,6 € pro Liter) Für den Betrieb des Aquariums sind monatlich ca. 50 € an laufenden Kosten (Strom, Futter, Mineralien, Filtermaterial etc.) zu erwarten.

Literatur

Dieter Brockmann (2013): Meeresaquaristik - Probleme vermeiden, erkennen, lösen.- Natur und Tier-Verlag GmbH

Dieter Brockmann (2017): Das Meerwasseraquarium - Von der Planung bis zur Erfolgreichen Pflege.- 7. Auflage, Natur und Tier-Verlag GmbH

Daniel Knop (2009): Nano-Riffaquarien - Einrichtung und Pflege von Kleinst-Meeresaquarien.- 3. überarbeitete Auflage, Natur und Tier-Verlag GmbH

Daniel Knop (2017): Riffaquaristik für Einsteiger: Preiswerte Technik - pflegeleichte Tiere.- 8., komplett überarbeitete Auflage, Dähne Verlag

Inken Krause, Carsten Gretenkord (2014): Nano Marinus Ratgeber: Meerwasser-Aquarien im Kleinformat.- Dennerle GmbH

Markus Mahl (2017): Meerwasseraquarium.- Aquarium West GmbH

Sandra Preis, Mark Flato (2018): Riffaquarien-Fibel - Praxisbeispiele für Einsteiger.- Dähne Verlag

Quelle

Meerwasser-Guide: Die Kosten für ein Meerwasseraquarium?

ZZF (2012): Die Deutschen begeistern sich für Heimtiere