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Fischkrankheiten

Als Tierhalter sind wir verpflichtet, uns vor der Anschaffung eines Tieres über dessen Bedürfnisse und seine Ernährung zu informieren und es artgerecht zu halten und zu versorgen (§2 Tierschutzgesetz). Eine optimale Haltung und die Einhaltung einer Quarantäne vor dem Einsetzen neuer Tiere in einen Teich oder ein Aquarium beugen vielen Krankheiten vor. Aber trotz großer Sorgfalt kann es nicht immer verhindert werden, dass Fische krank werden. In so einem Fall stehen wir als Halter fast immer vor einem Problem. Während es in nahezu jedem Dorf einen Tierarzt gibt, der sich mit Säugetieren auskennt und Hunde, Katzen und auch Hamster versorgen kann, gibt es nur wenige Fachtierärzte für Fische in Deutschland. In den seltensten Fällen hat man so einen Experten direkt in der Nachbarschaft. Dadurch fällt uns als Tierhalter die Aufgabe zu, zu beurteilen, was unseren Tieren fehlt, wie schwerwiegend eine Erkrankung ist und wie sie behandelt werden muss.

Eine Krankheit identifizieren

Eine Erkrankung bei Fischen richtig zu erkennen, ist nicht einfach. Beispielsweise kann ein schnelles hektisches Atmen der Fische bedeuten, dass
- die Tiere gestresst oder erschöpft sind (z. B. bei Revierkämpfen oder beim Laichen),
- im Wasser Sauerstoff fehlt,
- die Kiemen durch einen pH-Sturz beschädigt wurden,
- eine Nitritvergiftung vorliegt oder
- sie eine Ammoniakvergiftung haben,
- die Tiere von Kiemenwürmer befallen sind oder
- die Kiemen durch eine bakterielle Infektion verschleimt sind.
Da nur die richtige Diagnose eine gezielte, erfolgreiche Behandlung ermöglicht, ist es unverzichtbar zunächst die tatsächliche Ursache zu identifizieren, bevor geholfen werden kann.

Einen Überblick bekommen - Diagnosebögen für Fischkrankheiten

Wie das Beispiel mit der schnellen Atmung oben gezeigt hat, ist ein auffällige Symptome allein nicht genug für eine sichere Diagnose. Darum ist es hilfreich zunächst einen "Diagnosebogen" durchzuarbeiten. Solche Fragebögen oder Listen gibt es in verschiedenen Ausführungen, aber sie haben alle immer das Ziel möglichst viel über die Tiere und das Aquarium oder den Teich zu erfahren. Beim Ausfüllen erfährt man, worauf bei der Beobachtung der Tiere zu achten ist und man stößt möglicherweise schon von selbst auf die Krankheitsursachen. Es werden damit nicht nur die möglichen Symptome an allen Körperteilen der Tiere abgefragt, sondern auch die Wasserwerte, die Größe des Aquariums oder des Teichs und einiges mehr. In Meerwasseraquarien ist nicht nur der Gesundheitszustand der Fische, sondern auch der von wirbellosen Tieren wie Korallen, Anemonen, Garnelen, Würmern, Seeigeln und Seesternen zu berücksichtigen.

Diagnosebogen für Fischkrankheiten im Süßwasser-Aquarium

Diagnosebogen für Fischkrankheiten und Schäden an wirbellosen Tieren im Meerwasser-Aquarium

Diagnosebogen für Teichfische

Grundsätzlich ist es bei ungewöhnlichem Verhalten der Tiere ratsam zunächst eine Wasseranalyse durchzuführen. Vergiftungen durch Nitrit oder Schäden durch einen Säuresturz können dann sofort erkannt werden. Ein Wasserwechsel ist dann eine wirksame Soforthilfe bis die Ursachen identifiziert und behoben werden können.

Fachlichen Rat einholen

Im Idealfall steht für die Beratung zu Fischkrankheiten ein Tierarzt zur Verfügung. Er oder sie verfügt über die notwendige Ausrüstung zur Diagnose und kann gemäß der aktuellen gesetzlichen Verordnungen geeignete Medikamente herausgeben. Auf der Internetseite des Bundesverbandes für praktiziernde Tierärzte gibt es eine Tierarztsuche, bei der nach "Zierfische" gefiltert werden kann.

Eine wichtige Anlaufstelle ist die Abteilung für Fischkrankheiten an der Tierärtlichen Hochschule Hannover. Das Institut bietet unter anderem eine tierärztliche Betreuung von Fischbeständen an, die auch eine Sprechstunde für erkrankte Fische von Privatpersonen beinhaltet. Außerdem können tote Fische für eine Untersuchung dort eingeschickt werden.

Hilfe für Aquarianer und Teichbesitzer bietet auch der Arbeitskreis Fischkrankheiten. Arbeitskreisleiter ist Dieter Untergasser, der das Buch "Krankheiten der Aquarienfische: Diagnose und Behandlung" geschrieben hat. Die telefonische Beratung ist eine kostenlose Leistung des Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde (VDA). Beratungstermine sind immer von Montag bis Freitag ab 19 Uhr durch Dieter Untergasser.

Buch über Fischkrankheiten von 1982

Bereits seit den 1970er Jahren gibt es Bücher über Zierfischkrankheiten.

Bücher als Informationsquelle

Der Inhalt von Büchern über Zierfischkrankheiten stammt in der Regel von Tierärzte, Fachtierärzte für Zierfische oder Hersteller von Fischmedikamenten und wird von einer Redaktion vor der Veröffentlichung überprüft. Die Bücher über Fischkrankheiten werden seit Jahrzehnten immer wieder neu aufgelegt und erweitert, wenn neue Krankheiten oder Parasiten aufgetreten sind. Sie sind darum eine sichere Informationsquelle, wenn es um die Beurteilung und Diagnose von Fischkrankheiten geht.
Ältere Bücher sind dabei durchaus lesenswert. Sie enthalten zwar oft nur wenige Bilder oder Zeichnungen, sind aber dafür sehr ausführlich. "Der kranke Fisch" von D. Günter Schmidt beinhaltet zum Beispiel eine tabellarische Diagnosehilfe mit mehr als 130 Merkmalen. In diesem Büchlein von 1982 sind ca. 140 verschiedene Erreger von Fischkrankheiten im Süßwasseraquarium, Meeresaquarium und im Teich aufgeführt. Darunter mehr als 70 Parasiten an Goldfischen. Neuere Bücher zeigen die Symptome und die Erreger in Farbfotos, was für uns Laien das Widererkennen erleichtert.
Bücher über Fischkrankheiten benötigt man nicht ständig und sie laden auch nicht zum Schmökern ein. Darum haben vermutlich nur wenige Aquarianer oder Teichbesitzer Bücher zu dem Thema. Bei den Mitgliedern des Aquarienvereins Zierfischfreunden Warendorf gibt es aber verschiedene Bücher zum Thema, die zu Rate gezogen oder ausgeliehen werden können.
Fehlende Aktualität kann aber bei den Behandlungsempfehlungen allen Bücher zu Problemen führen. Es kann sein, dass die empfohlenen Wirkstoffe gegen einige Erreger keine Zulassung mehr haben oder sich inzwischen resistente Stämme gebildet haben. Selbst dann, wenn das Buch erst wenige Jahre alt ist. Darum sollte die Medikamentation immer in aktuellen Quellen überprüft werden.

Bücher über Fischkrankheiten

In der Hobby-Literatur gibt es zahlreiche Bücher zum Thema.

Bildatlas der Fischkrankheiten

Der "Bildatlas" ist in mehreren Auflagen in Deutsch und Englisch erschienen.

Bücher über Fischkrankheiten

Auch über die Krankheiten von Teichfischen gibt es Bücher.

Fischkrankheiten im Süßwasseraquarium


Reichenbach-Klinke, H.-H., Körting, W. (1993): Krankheiten der Aquarienfische.- 4. Auflage, Ulmer Verlag

Neumann, M. (2010): Fischkrankheiten im Aquarium.- Dähne-Verlag, Ettlingen

Kölle, P. (2011): Fischkrankheiten: Vorbeugung, Diagnose, Therapie.- Franckh Kosmos Verlag

Fischkrankheiten im Süßwasseraquarium und Teich


Bassleer, G. (2002): Der neue Bildatlas der Fischkrankheiten bei tropischen Zierfischen und Teichfischen.- Aquarium Münster

Untergasser, D. (2006): Krankheiten der Aquarienfische: Diagnose und Behandlung. Extra: Krankheiten der Gartenteichfische.- Franckh Kosmos Verlag

Bassleer, G. (2011): Der Praktische Bildatlas der Fischkrankheiten.- Bassleer Biofish

Fischkrankheiten im Teich


Lechleiter, S. (2015): Koi-Fibel Gesundheit.- 1. Auflage, Dähne-Verlag

Lechleiter, S., Kleingeld D. W., Wedekind H. (2005): Krankheiten der Koi und anderer Gartenteichfische.- 3. Auflage, Eigen Ulmer Verlag

Süßwasser, Meerwasser und Teich


Schmidt, G. (1982): Der kranke Fisch.- 2. Auflage

TerHöfte B., Arend P. (2005): Gesund wie der Fisch im Wasser?: Fischkrankheiten in Aquarium und Gartenteich.- 14. Auflage, Tetra-Verlag

Andrews, Chr., Exell, A., Carrington, N. (2015): Fischkrankheiten: Vorbeugen, erkennen, behandeln.- Ulmer-Verlag

Fischkrankheiten im Meerwasser


Bassleer, G. (2000): Fischkrankheiten im Meerwasseraquarium. Entstehung, Erkennen, Behandlung.- 2. Auflage, Bassleer Biofish

Diese Bücher sind teilweise bei den Vereinsmitgliedern der Zierfischfreunde Warendorf e. V. vorhanden und können auch bei uns ausgeliehen werden.

Diagnosehilfen im Internet

Es gibt verschiedene Internetseiten, die bei der Diagnose helfen. Einen Überblick über Fischkrankheiten gibt es zum Beispiel im JBL-Online-Hospital. Auf der Internetseite kann mit Hilfe von Bildern oder an Hand von Beschreibungen nach möglichen Krankheitsursachen gesucht werden.
Eine Liste von Symptomen und den möglichen Ursachen gibt es auch bei Aqua-Tipps.de.

Es ist ratsam mehrere Internetseiten oder auch ein Buch als Unterstützung zu Rate zu ziehen, um möglichst viele Informationen zu erhalten. Manche Krankheiten können nur mit Hilfe von Haut- oder Kiemenabstrichen unter dem Mikroskop sicher bestimmt werden.

Hilfe aus den sozialen Medien?

In den sozialen Medien sind viele Aquarianer auf der Suche nach "Schwarmwissen". Leider ist im Fall von Fischkrankheiten aber Expertenwissen nötig. Es ist schwer herauszufiltern, welcher soziale Berater der Kompetenteste ist. Darum sind die Ratschläge mit Vorsicht zu genießen. Grundsätzlich gilt aber auch hier, dass nur auf Grundlage von ausführlichen Informationen hilfreiche Tipps gegegeben werden können.

Einen Fisch erlösen

Gelegentlich kommt es vor, dass ein Fisch so schwer erkrankt oder verletzt wird, dass er von seinem Leiden erlöst werden muss. Kois und die Zierfische im Aquarium sind Wirbeltiere und unterstehen dem Schutz des Tierschutzgesetzes. Das bedeutet, dass man ihnen keine vermeidbaren Leiden, Schmerzen oder Schäden zufügen darf und dass sie nur aus wichtigem Grund und von einem Tierarzt oder einer anderen sachkundigen Personen nach vorheriger Betäubung getötet werden dürfen (§4 TierschG und Artikel 11 im Europäischen Übereinkommen zum Schutz von Heimtieren von 1987).
Für die Betäubung von Zierfischen gibt es zwei möglich Methoden:
- stumpfer Schlag auf den Kopf (für Fische ab 15 - 20 cm Körperlänge)
- Verabreichung eines Stoffes mit Betäubungseffekt (z. B. ätherisches Nelkenöl aus der Apotheke)

Das betäubte Tier wird dann mit einem Schnitt durch das Genick getötet, bei dem das Rückenmark durchtrennt wird.

Dieses Vorgehen ist nach wissenschaftlichen Untersuchungen mit dem geringsten Stress und dem wenigsten Leiden der Tiere verbunden. Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat einen Artikel über die "Nottötung privat gehaltener Zierfische - Rechtsgrundlagen und deren praktische Umsetzung" veröffentlicht.
Darin ist unter anderem ein Entscheidungsbaum zu finden, der hilft zu beurteilen, ob ein Tier notgetötet werden sollte. Außerdem gibt es eine genaue Erklärung wie Betäubungsmittel zu verwenden sind und woran man erkennt, dass der Fisch ausreichend betäubt ist.